Dabei sind wir doch ein Volk der Dichter und Denker
Shownotes
Sein ganzes Leben hat Michael Krüger, der im Dezember 82 wird, mit Dichtern verbracht. Als Verleger bei Hanser, als Herausgeber der Zeitschrift Akzente, als jemand, der Lobreden und Einführungen zu Lesungen und Nachrufe gehalten hat. Eine Auswahl der Texte, die im Verlauf seiner Arbeits-, Dichter-, Lebensreise entstanden sind, versammelt „Unter Dichtern“, von heute aus in einen Zusammenhang gebracht. In dieser Folge des Bücher-Podcasts hören sie, wie Michael Krüger sein Buch im Gespräch mit Paul Ingendaay auf der F.A.Z.-Bühne der Frankfurter Buchmesse vorstellt.
„Unter Dichtern“ von Michael Krüger auf der Website des Suhrkamp Verlags
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00:00:08: Sein ganzes Leben hat Michael Krüger, der im Dezember zweiundachtzig wird, mit Dichtern verbracht.
00:00:14: Als Verleger bei Hansa, als Herausgeber der Zeitschrift Akzente, als jemand, der Lobreden und Einführungen zu Lesungen und Nahrufe gehalten hat.
00:00:23: Eine Auswahl der Texte, die im Verlauf seiner Arbeitsdichter Lebensreise entstanden sind, versammelt unter Dichtern.
00:00:30: Von heute aus in einen Zusammenhang
00:00:32: gebracht.
00:00:33: In dieser Folge des Bücher-Podcasts hören Sie, wie Michael Krüger seinen Buch im Gespräch mit Paul Ingendai auf der FHZ-Bühne der Frankfurter Buchmesse vorstellt.
00:01:04: Dieser heißt unterdichtern.
00:01:07: Ich gebe kurz den Servicehinweis, damit sie mit Kenntnissen nach Hause gehen, die über unsere tieferen Gespräche hinausgehen.
00:01:15: Das ist ein großer Band, wenn man über fünfzig Jahre leben mit Dichtern, der eigenen Dichtung, dem Bücher machen.
00:01:25: Große Autoren und Autorinnen verlegen für sie Werben.
00:01:30: manchmal auch sie auf dem eigenen Sofa übernachten haben, manchmal sogar für ein ganzes Jahr.
00:01:35: Ich begrüße Michael Krüger, sehr schön, dass du da bist.
00:01:38: Danke.
00:01:40: Und meine allererste Frage ist, die auch mit dem Service noch zu tun hat, nämlich dieses wunderbare dicke Buch hat kein Register, Namensregister, sodass man nicht kurz gucken kann, wer ist denn alles drin und auf welcher Seite finde ich diese Dichterin?
00:01:55: Warum?
00:01:57: Ja, wenn man einen Register in ein Buch tut, dann guckt natürlich jeder zuerst nach, komme ich drin vor.
00:02:06: Es gab einen berühmten Germanisten in Deutschland, Hans Mayer, mit Recht berühmt, hat ein wunderbares Buch über Büchner gesehen.
00:02:16: Und der ging immer in den Buchladen.
00:02:20: und wenn er ein Buch fand über deutsche Literatur, macht er auf, hinten im Register.
00:02:24: Wenn er nicht vorkam, hat er gesagt, taugt nix.
00:02:28: Und ich glaube, Reichranitzki war ganz ähnlich.
00:02:30: Ja.
00:02:32: Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass er ähnlich war.
00:02:35: Das sind die großen Egos, mit guten Gründen.
00:02:38: große Egos, aber eben auch in einem entsprechenden Verhalten.
00:02:42: Kommen wir auf dein Buch.
00:02:43: Ich möchte nur kurz erwähnen, weil wir nicht in die Tiefe gehen können bei diesem Autor, einem Nichtdichter, eher einen Prosa-Autor.
00:02:50: Vielleicht sagt ihn der Name Danilo Kisch, K-I-S mit Hatsek.
00:02:54: noch etwas großer serbischer Autor, den Michel Kröger viele Jahre nicht nur gekannt, sondern eben auch verlegt hat.
00:03:00: Ich möchte aber von Danilo Kisch statt in seine Lebensgeschichte zu gehen, dein wunderbares Wort von der Enzyklopädie der Toten herauspicken.
00:03:09: Was ist das, die Enzyklopädie der Toten?
00:03:12: Das ist der Titel einer Erzählung von Danilo Kisch, die für mich zu den schönsten Erzählungen des zwanzigsten Jahrhunderts zählt.
00:03:24: Nämlich eine Frau sucht in Schweden in einem unterirdischen Archiv nach Unterlang über ihren Vater.
00:03:35: In diesem Archiv sind alle Personen aufgeführt mit großen dossiers, die nicht in einem anderen Lexikon vorkommen.
00:03:49: Das heißt also damals, das ist noch lange vor Wikipedia, die Mehrheit.
00:03:55: Aber das Verrückte an diesem Archiv ist nicht nur, und deshalb ist es für mich immer so wie eine Elose auf das Lesen, nicht nur, dass da eine Sache ist mit Alter und Beruf und so weiter, sondern, während man die Akten dieser Person liest, die man nachgeschlagen hat, beginnt das Leben sich sozusagen zu vervielfältigen.
00:04:24: Und am Schluss hat man alles über diese Person, was er geraucht hat, was er gegessen hat, was er angezogen hat, welche Liebschaft er hatte, welche Seitensprünge er gemacht hat, an Wasser gestorben ist, alles.
00:04:39: Und dieses Archiv, was unter Stockholm kennt, kann sich vorstellen, wie groß das ist.
00:04:46: Aber der Witz an der Sache ist eben diese Vervielfältigung beim Lesen.
00:04:51: Das ist eine Idee von Borches.
00:04:53: Und er war ein großer Kenner von Borges und hat über ihn geschrieben.
00:04:59: Und ich finde ihn überhaupt ein der ganz großen Dichter.
00:05:05: Und wenn es Gerechtigkeit gäbe in der Welt, dann würden alle diese Erzählungen lesen.
00:05:12: Und ich erinnere mich sehr gut, um jetzt auch mal in unsere persönliche Geschichte etwas zurückzugehen, dass ich schon von dir vor dreißig Jahren den Namen Danilo Kisch hörte, bevor ich ihn gelesen hatte.
00:05:22: und du für ihn geworben hast.
00:05:24: Und das möchte ich einfach hervorheben, Michael Krüger.
00:05:27: Verleger des Hansa-Verlags über Jahrzehnte, der ihn geprägt hat und der zu einem der ganz großen wichtigen deutschen Literatur-Verlage gemacht hat.
00:05:35: Besonders aber Lyrik-Verlage.
00:05:37: Also wie kann ein Verlag, der sowohl Publikum bedient, Romane veröffentlicht, in großer Zahl aus vielen Ländern, wie kann der zur selben Zeit auch der Champion für internationale Lyrik werden?
00:05:51: Das Archiv hat es nachgeforscht.
00:05:53: Unser FAZ-Archiv hat es für mich nachgeforscht.
00:05:56: Michael Kröger kann es Ihnen auswendig sagen, wie viele Nobelpreisträger der Literatur in seiner Regentschaft im Hansa-Verlag veröffentlicht
00:06:06: haben,
00:06:06: willst du die Zahlen mal nennen.
00:06:08: Nein, sie würden umfallen vor Schreck, deshalb sage ich die Zahlen nicht.
00:06:13: Darf
00:06:13: ich sagen, dass es vierzehn sind, vierzehn Literatur-Nobelpreiser von Canetti über Josef Brodsky, Seamus Heaney.
00:06:22: Also es ist unglaublich, Derek Walcott.
00:06:24: Das sind jetzt die großen Lyrikern.
00:06:25: Aber
00:06:26: ich kann dir sagen, Paul, die Sache ist eben die, dass nur wenige Verlage sich dieser Sache angenommen haben.
00:06:34: Wir haben eine Sendung in Deutschland, die heißt das literarische Quartett.
00:06:39: In dieser Sendung ist noch nie ein Gedichtband verhandelt worden.
00:06:43: Also wenn es nach dem deutschen literarischen Quartett ginge, dann gäbe es keinen Elliot und keinen Ezra Pound und keinen Ernstensberger und so weiter.
00:06:53: Und das ist wirklich ein Armutzeugnis.
00:06:56: dass da nicht ein Aufstand in Deutschland kam.
00:07:00: Wir sind ein Volk der Dichter und denken... Ich möchte
00:07:03: jetzt ganz kurz das Bildlich unserem Publikum vor Augen stellen.
00:07:07: Eine Demo, eine große Demo, etwa unter den Linden bis zum Brandenburger Tor.
00:07:12: Die fordert, dass Lyrik einen öffentlichen Raum erhält und die das auch dem Parlament vorlegt.
00:07:19: Ich
00:07:19: finde das eine wunderbare Idee.
00:07:20: Jetzt möchte ich ganz schnell sagen zu diesem Buch, du weißt, dass ich hier versuche, uns im Zaum zu halten, weil wir ins Plaudern geraten, abende lang, wenn es sein muss.
00:07:30: Dieser Band versammelt ganz viele Essays, Würdigungen, Reden, Hommagen, Nachrufe.
00:07:36: Ich war erschüttert.
00:07:37: in diesem Band zu sehen, wie viele Nachrufe für die Frankfurter Allgemeine Zeitung du geschrieben hast.
00:07:43: Das heißt, wie sehr du selber zum Überlebenden geworden bist.
00:07:46: Darf ich das mal so sagen?
00:07:48: Ja, das ist so.
00:07:49: Wenn man so alt ist wie ich, guckt man auf ein Feld von Gräbern zurück.
00:07:55: Und ich komme gerade aus der Schweiz.
00:07:57: Ich habe Peter von Matt in der Universität verabschiedelt.
00:08:01: Ich war kaum in Berlin zurück, musste ich unseren Freund Harald Hartung.
00:08:05: witzensend dieser Zeitung über vierzig Jahre beerdigen.
00:08:10: Und wenn man da steht, sieht man schon die nächsten Kandidaten und
00:08:14: wir wollen jetzt keine Namen.
00:08:17: Nein,
00:08:17: aber ich bin ja selber schon zweiundachtzig und früher wäre ich Lange auf unter der Erde gewesen.
00:08:24: Aber
00:08:24: heute bist du noch bei uns.
00:08:25: Ich danke dir sehr, dass wir heute dich genießen dürfen.
00:08:29: Deswegen darf ich unseren Publikum auch sagen, ich durfte mit ihm dreimal auftreten.
00:08:33: Und wir reden immer über andere Dinge, obwohl wir immer über das selbe Buch reden.
00:08:37: Und deswegen möchte ich jetzt ein Gedicht von ihm hören.
00:08:39: Nicht eines von seinen, sondern von Christine Lavand.
00:08:43: Denn es gibt Bösenzungen zum Trotz, auch Dichterinnen.
00:08:47: In diesem Buch, der Eindruck wird nicht erweckt, wenn wir darüber reden.
00:08:51: Aber es gibt ein wunderbares Gedicht, das du auch hier auf Seite hundert aufgeschlagen hast.
00:08:57: Und ich finde es toll, dass wir es uns lesen.
00:08:59: Es ist nicht lang, aber ein wunderbares Gedicht.
00:09:02: Ich lese das deshalb auch gerne, weil mir nicht vorgeworfen, aber doch angemerkt wurde, dass die Frauen in diesem Buch zu wenig Berücksicht jung finden.
00:09:14: In meinem Leben haben die natürlich die allergrößte Berücksichtung gefunden.
00:09:19: Aber es ist reiner Zufall.
00:09:21: Aber in Österreich gab es eben doch eine Reihe, ein Kleblatt von unerhörten Dichterinnen.
00:09:29: Das war Christine Lavand, das ist die Ingebauch Bachmann, die Fritzi Meieröcker und so weiter.
00:09:34: Und die Eichinger.
00:09:35: Und die Eichinger, die auch hier vorkommt natürlich.
00:09:39: Aber ich habe nicht draufgeschrieben auf das Buch.
00:09:42: Es kommen in diesen Buch auch Frauen vor.
00:09:46: Wunderbar.
00:09:47: Christine Lawand.
00:09:51: Der Mond kniet auf.
00:09:54: Im Laub der Feuerbohnen verstummt die Grille.
00:10:00: Langsam füllt der Tau die gelben Teller aller Sonnenblumen.
00:10:06: Mit langen Fingern greift das grummet Gras der Nebelkatze, die am Fluss sich streckt, ins graue Fell.
00:10:15: Das Schilf verbirgt die scheuen Schwärme der Vögel, die nicht weiter können.
00:10:20: Manch einer ruft sehr lange vor sich hin.
00:10:26: Das klingt so traurig, dass der Weidenzweig, vor dem ich stehe, über mir erzittert.
00:10:34: Vielleicht ist Tau, vielleicht Zykladenschaum, was jetzt herabtropft über meine Wangen.
00:10:46: Das ist eine Frau, die praktisch von nichts gelebt hat.
00:10:56: Sie kam aus einem Tal, dem Lavanttal, schrieb ihr ganzes Leben in der ärmsten Armut, das kann man sich heute nicht mehr vorstellen.
00:11:08: Die ärmste Armut und hat auf so kleinen Zetteln vom Kaufmann, wo man Sachen einwickelte, hat sie ihre Gedichte geschrieben.
00:11:17: Und der erste, der sie wieder entdeckt hat, war Thomas Bernhardt, by the way, der hier in der Bibliothekswork kam.
00:11:27: Und dann, jetzt gibt es eine Gesamthausgabe, man kann sie also überall lesen.
00:11:32: Und ich glaube, sie war eine von diesen ketzerischen Gestalten, also in tiefer Religiosität, in tiefen Katholizismus aufgewachsen, aber immer dagegen angekämpft und sozusagen mit jeder Zeile diesen naturmagischen Kreis um ihr Tal erweitern bis in die höchsten Höhe der Metaphysik, eine ganz großartige Dichterin, aber natürlich nie im literarischen Quartett verhandelt.
00:12:10: Das haben wir jetzt auch verstanden und ich habe mich das gelegenlich auch gefragt.
00:12:14: Meine Antwort damals war, mein Erklärungsversuch, dass das Literarische Quartett auch eine sehr anspruchsvolle Verkaufsveranstaltung war.
00:12:24: Und das hat natürlich auch sehr viel Gutes gebracht, denn es wurden Autorinnen, jetzt Romanautorinnen und Autorinnen, die vorher überhaupt nicht zum Zuge gekommen waren, plötzlich zu Bestsellerautoren.
00:12:34: Das Verdienst ist natürlich groß, auch Michael Krüger wahrscheinlich kam mal vor.
00:12:38: Nein, nein, nein, aber ich will da eine Anekdote erzählen, dass das natürlich auch grauenhaft war.
00:12:45: Ich weiß noch, ich kriegte mal Anruf von Reicher Nitz, ging, ah, wir werden da den Kunderer bei Ihnen bei uns besprechen und so weiter.
00:12:53: Und er klang so, als würde er das sehr loben.
00:12:58: Und wir haben eine Fülle von Büchern gedruckt.
00:13:03: Und Herr Reichenitzke hat gesagt, das ist ein fürchterliches Buch.
00:13:07: Er hat sich aufgeregt, hat geschrien, dass die anderen drei in diesem Quartett nur gesagt haben, ja, ja, es ist schlecht, schlecht, schlecht.
00:13:16: Und das Buch war tot.
00:13:18: Und hier ist das Gegenbeispiel.
00:13:20: Und gar nicht so sehr um die Ehre von Marcel Reicharnitzky zu retten, denn die bedarf meiner gar nicht.
00:13:25: Ich muss die Ehre dieses Mal nicht retten, aber ich habe eine Anekdote.
00:13:29: Ich durfte selber einmal vor vielen Jahren, es ist fast beschämend zu sagen, wann das war.
00:13:34: Es war vor Weihnachten, sieben und neunzig, fast dreißig Jahre her, war ich zu Gast und wir besprachen unter anderem den wunderbaren Kerl.
00:13:44: und zwar nicht als Theaterkritiker, sondern als Föhe-Tournisten aus Berlin, aus dem Berlin der Zwanziger.
00:13:50: Ein fantastisches Buch von Reportagen von Kerl.
00:13:54: Und in den nächsten zehn Tagen nach der Sendung rief er mich immer wieder an, der große Mann.
00:14:01: Wir haben wieder tausend Stück mehr verkauft.
00:14:05: Wir, hat mich da so eingeschlossen in diese Verkaufsmannschaft, die für Kerr was getan hatte.
00:14:12: Also wir haben Verdienste, wir, und wir haben auch Versäumnisse.
00:14:16: Ich möchte ganz kurz springen und möchte dem Publikum sechs Zeilen vorlesen pro Saar.
00:14:20: Kein Gedicht.
00:14:22: Und möchte erst mal sagen, nichts sagen.
00:14:24: von wem es handelt, diese Zeilen gehen wie folgt.
00:14:27: Er war der schnellste Denker, der mir begegnet ist, während unsere einer noch herumdruckste, erwog und bedachte und diesen oder jenen umwegprüfte, hatte er schon eine Antwort parat.
00:14:41: Er wusste genau, was interessant war und er wusste auch, wann man provozieren sollte, um eine festgefahrene Situation zu befreien.
00:14:49: Und so geht es noch ein bisschen so weiter, er türmt das Lob.
00:14:52: Und dann erfährt man natürlich, es ist Hans Magnus Ensesberger, über den du auch für die FAZ einen Nachruf geschrieben hast.
00:15:00: Also ich hatte das zweifelhafte Vergnügen auch einschreiben zu dürfen.
00:15:04: Aber ein ganz ungewöhnlicher Mann, ich will die Bandbreite dieses Buches andeuten von der zartesten Lyrik.
00:15:11: unbekanntes oder recht wenig bekannte Autoren oder wenig gelesene Autoren, für die Michael Krüger wirbt, bis hin zu sehr bekannten Gestalten des interaktuellen Lebens der Bundesrepublik.
00:15:23: Sie sind die irgendwie alle da, auch mit kuriosen Szenen.
00:15:26: Ich fand auch sehr schön eine Unterscheidung bei Günter Grass, wo du ihn mochtest und wo du ihn nicht so mochtest.
00:15:31: Also fernes gegenüber Autoren, deren Schwächen man auch kennt, auch bei Peter Hanke zum Beispiel.
00:15:38: Wo Peter Hanke grandios ist, nämlich im Loben anderer.
00:15:43: Ein großer Liebender ist ein großer Liebender der Kunst anderer.
00:15:48: Und ich kann das nicht hoch genug rühmen, dass du das herausstellst, weil es auch eine Tugend dieses Buches ist.
00:15:54: Tatsächlich, bevor ich dich ran lasse, werde ich pathetisch.
00:15:58: Es ist auch ein Buch der Liebe.
00:16:00: zu diesen Schreibern und Schreiberinnen, die so viel gelten lassen, dass es nicht immer ihr Ego ist, um das es geht.
00:16:09: Und das ist ein besonderer Zug an diesem Buch.
00:16:12: Ich wollte ja auch keinen Buch schreiben, um der Literaturwissenschaft Konkurrenz zu machen.
00:16:20: Ich habe selber nie studiert und habe auch gar keinen Ehrgeiz.
00:16:25: Ich habe nur Bewunderungen für große.
00:16:28: Literaturwissenschaft, die Bücher, die mich begleitet haben, von Walter Höllerer über die Lachen und Weinen im achtzehnten Jahrhundert, ein wichtigsten Bücher meiner Kindheit, bis zu den Büchern des eben begrabenen Peter von Matt, der ein genialer Interpret von Literatur war.
00:16:52: Und ich hoffe, dass die beide nicht irgendwie in Vergessenheit geraten.
00:16:57: Wir wollen uns anstrengen und ich möchte dich bitten, eine Charakterisierung, nicht eine des Buches, sondern ein Rezept, damit wir nicht in die Gefahr geraten, für nostalgisch oder nörglerisch oder pessimistisch gehalten zu werden.
00:17:10: Es ist in diesem Buch auch eine sehr klare Botschaft enthalten.
00:17:14: Wir sollten etwas tun.
00:17:16: Und zwar nicht jetzt aus karitativen Gründen.
00:17:18: Was sollte man denn tun, um das Bewusstsein nicht nur für Lyrik, sondern für schöne Sprache, für Dichtung?
00:17:27: zu wecken, zu fördern.
00:17:28: Was kann man denn tun, außer einer Demo zum Brandenburger Tor?
00:17:32: Einzig, was man tun kann, mich auf die Reise schicken und ich lese das Zeug überall vor.
00:17:37: Ja, sehr gut.
00:17:43: Wir könnten nachher noch sammeln gehen.
00:17:44: Ich möchte jetzt, weil wir schon in der Zielgraden sind, sind Sie bereit, dass wir nachher kurz sammeln, mich auf die Reise schicken?
00:17:52: Oder glauben wir, er habe das Kleingeld selber?
00:17:55: Das könnte natürlich sein.
00:17:56: Hier ist vielfach das
00:17:57: nicht.
00:17:58: Um ernsthaft zu sein, alle Versuche, da irgendetwas zu tun, was ein Offiziel etwas zu tun, funktionieren nicht.
00:18:10: Das ist einfach vorbei.
00:18:12: Aber es ist natürlich das Kennzeichen einer gewissen Exklusivität.
00:18:18: Der Magnus Enzbergert immer, der ja doch ein Populär hat.
00:18:23: Dichter, wenn man so will, oder hat von Anfang an Glück gehabt mit der Landessprache und so weiter, war von Anfang an ein bekannter Dichter.
00:18:31: Aber auch der hat immer gesagt, das ist doch nicht so schlimm, wenn das nur wenige lesen, weil die wenigen auf die kommst doch an.
00:18:43: Und der hat ja recht gehabt.
00:18:44: Der Magermas hat immer gesagt, man darf auch nicht zu viele veröffentlichen Gedichte, man darf den Markt nicht überschwemmen.
00:18:54: Ich dachte, bist du verrückt geworden?
00:18:57: Merkt!
00:18:58: Ja,
00:18:59: aber Magnus war wirklich der Mann, der, ich weiß nicht, ob sie seinen Kaufbäuerende Akzent im Ohr haben.
00:19:05: Das war schon absolut charmant, wenn man diese sehr scharfen Texte las.
00:19:10: Ich brachte das als Kölner temperamentsmäßig eigentlich nicht zusammen, den lebendigen Dichter in seinem Kaufbäuerende, also im Allgeuer Akzent zu hören und dann diese irren, scharf formulierten Texte zu lesen.
00:19:23: Aber der Gedanke war ja auch von ihm, Er sagt ja auch, die Zahl der intelligenten Menschen bleibt immer ungefähr gleich.
00:19:32: Und wenn wir uns jetzt mal hier betrachten, dieses verehrte zahlreiche Publikum heute, dann würde ich sagen, die meisten in dieser Halle, Halle drei, sind jetzt hier.
00:19:44: Deshalb macht man ja Buchmessen.
00:19:47: Also laut Magnus gibt es in jeder Gesellschaft, so groß sie auch ist, ob Amerika mit Millionen, mit Hundert Millionen.
00:19:56: oder Slowenien mit zwei, drei Millionen.
00:20:00: In jeder Gesellschaft gibt es genau eine Tausend dreihundert, zweihundvierzig Leute, die sich für Poesie interessieren.
00:20:09: Das heißt, Frankfurt ist schon vollkommen überrepräsentiert, allein durch diesen Vormittag.
00:20:15: Ja, ja.
00:20:16: Und deswegen danke ich diesem Vormittag, diesem verehrten Publikum für das zahlreiche Kommen, Michael.
00:20:21: Dir viel Glück mit dem Buch, viele Lesungen und viele Werbung für großartige Lyrik.
00:20:27: Dankeschön.
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