Eine Stadt im Angriffsmodus
Shownotes
Wie es sich für einen Science-Fiction-Thriller gehört: Noch bevor Aiki Miras neues Buch „Denial of Service“ Ende des Monats im Buchhandel zu haben sein wird, stellt Aiki Mira es im Gespräch mit Dietmar Dath auf der F.A.Z.-Bühne auf der Frankfurter Buchmesse vor. Eine Sonderfolge des Bücher-Podcasts.
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00:00:09: Wie es sich für einen Science-Fiction-Thriller gehört, noch bevor Aikimiras neues Buch Denial of Service Ende des Monats im Buchhandel zu haben sein wird, stellt Aikimira es im Gespräch mit Dietmar Dat auf der FHZ-Bühne auf der Frankfurter Buchmesse vor.
00:00:24: Eine Sonderfolge des Bücher-Podcasts.
00:00:40: Und dann sage ich was dazu, warum die im Buch steht.
00:00:43: Und währenddessen kannst du Alchemierer dir überlegen, wie du darauf antwortest.
00:00:47: Und dann sind wir schon drin.
00:00:48: Die Frage ist, wie genau hat Frankfurt sie angegriffen?
00:00:52: Das heißt, der Titel des Buches ist The Nile of Service.
00:00:55: Da ist was schiefgegangen, da ist ein Service nicht geliefert worden, da gibt es ein Konflikt, ein Problem.
00:00:59: Und das ist nicht das Frankfurt, was wir sehen können, wenn wir da jetzt wieder rausgehen aus diesem Schutzraum für Leute, die was anderes lesen als nur Handy, sondern es ist das Frankfurt, das demnächst kommt.
00:01:10: Es ist ein Frankfurt, in dem eine KI praktisch alle Verwaltungsaufgaben übernimmt.
00:01:14: Es ist ein politisch anderes Frankfurt.
00:01:16: Das hängt anders zusammen mit einem oder keinem Staat.
00:01:20: Und die Leute geräten manchmal mit dieser Stadt aneinander.
00:01:23: Und daher kommt dann diese Frage.
00:01:24: Und was ich von dir am Anfang wissen will, ist, was ist das für ein Frankfurt?
00:01:27: und wo hast du es her?
00:01:29: Hallo?
00:01:30: Okay, es funktioniert.
00:01:31: Super.
00:01:32: Was ist das für ein Frankfurt?
00:01:33: Also es ist auf jeden Fall, wie du gesagt hast, ein ganz anderes Frankfurt.
00:01:36: Es ist ein Frankfurt, das privatisiert ist auch.
00:01:39: Das heißt, hier ist die Infrastruktur.
00:01:42: Privat.
00:01:44: Das ist das eine.
00:01:45: Auf der anderen Seite haben wir diese KNN, das künstliche neuralen Netzwerk, das, wie du schon sagst, regiert, optimiert.
00:01:52: Und wir haben die Chips, die ganz neu sind in dem Buch, sozusagen so ein Art Interface, was die Immersion noch verstärkt, also wo ich mir so eine Art Misch-Realität vorstelle.
00:02:02: Gleichzeitig haben wir in Frankfurt was hochkapitalistisch ist.
00:02:05: Das heißt, es ist auch teilweise leer, denn in dem Frankfurt wohnen wenige Leute, die Leute, die kommen, sind die Leute, die dort den Service machen.
00:02:13: Das ist sozusagen auch zum Denial of Service, die da arbeiten und dorthin fahren, in der U-Bahn zum Beispiel, und dort dann übernachten zwischen den Schichten.
00:02:22: Und wir haben diese großen Türme, die sozusagen, wie wir es vielleicht heute aus eingestätten können, die Superluxuswohnungen haben, die dann automatisch beleuchtet werden, aber in denen eigentlich niemand lebt.
00:02:33: Und ich glaube, diese Lehre sollte auch beim Schreiben rüberkommen.
00:02:35: Gleichzeitig haben wir diese Leute, die dort arbeiten müssen und die im Prequer auch dort leben.
00:02:41: Wir haben auch obdachlose Kids.
00:02:43: Wir haben
00:02:44: sogar nicht nur obdachlose Menschen.
00:02:45: Genau.
00:02:46: Wir haben auch obdachlose Bots, die durch die Stadt streifen.
00:02:51: Diese künstliche Intelligenz, die sozusagen das Nervensystem dieser Stadt Frankfurt ist, hat eine eigene Ethik.
00:02:57: Was hat es damit auf sich?
00:02:59: Genau, das war sozusagen der Spaß für mich.
00:03:02: Das ist einfach meinen Raum zu werfen.
00:03:04: Hier ist ein K&N, ein neuronales Netzwerk, das unüberwachzig weiterentwickelt hat und eine eigene Ethik entwickelt hat, von der es nie abweicht, anders als für Menschen wie eine Figur auch erklärt.
00:03:15: Und was ist jetzt diese Ethik?
00:03:17: Das ist eben sozusagen eine Frage, die in dem Buch, glaube ich, nicht direkt beantwortet wird, die sozusagen die Lesenden auch mitdenken sollen.
00:03:25: Es gibt immer wieder Texte von dem K&N, die in dem Buch erscheinen, in dem Sachen auch genau erzählt werden, auch sowas wie eigene Vorstellungen, Gedanken und auch zukünfte erzählt werden von dem K&N und darin vielleicht die Ethik auch lesbar wird.
00:03:43: Eine dieser großartigen Seiten, die das Buch hat, die sozusagen durchschimmern oder ein Fenster bauen, nicht nur in das was kommt, sondern das was kommen könnte, was ja viel interessanter ist.
00:03:52: ist der Umstand, dass sozusagen Meinungen über was ist KI, was ist Politik, nicht wie Leitartikel vorgetragen werden, sondern immer in Story, immer in Handlung.
00:04:01: Also eigentlich läuft die gesamte Spekulation, was kommt auf uns zu über Figuren?
00:04:07: Und die Figuren bleiben sehr bei einem.
00:04:09: Es ist überhaupt ein sehr lebendiges Buch, ein Buch, das sozusagen sehr kino- oder serienhaft ist, insofern, als man halt den kleinen Hund im Wasser nie vergisst oder die umhertaumelnden obdachlosen Roboter nie vergisst.
00:04:21: Wie hast du mit diesen Figuren gelebt?
00:04:23: Das sind das für Leute, die wir noch nicht sind und die nach uns kommen.
00:04:27: Genau, die Figuren sind mir immer sehr wichtig, die sind mir sehr nah.
00:04:30: Und die Figuren machen auch ihr eigenes Ding.
00:04:32: Also es gibt zum Beispiel eine Figur, das Bot-Mädchen, dass das sozusagen auch so ein Chaos-Bot, der so ein bisschen auch eine Drag-Performance macht.
00:04:39: Das sieht aus wie ein Mädchen, macht aber das Stimmmodul
00:04:42: tiefer,
00:04:43: wapet die ganze Zeit.
00:04:44: Also sozusagen so eine andere Form auch von Queerness.
00:04:47: Und diese Figur zum Beispiel war für mich erstmal eine Nebenfigur, die sich immer dann mehr reingedrängt hat und plötzlich da war und auch was sagen wollte.
00:04:55: Und für mich ist es schreiben auch so... ein bisschen zuhören zu diesen Figuren und was sie
00:04:59: machen.
00:04:59: Und ich versuche das dann zu übersetzen in Sprache.
00:05:02: Aber sie handeln irgendwann auch von allein.
00:05:05: Also wenn ich richtig tief drin bin im Stoff und im Schreiben, dann passiert da einfach total viel von den Figuren.
00:05:12: wahnsinnig stark von dieser Gebrauchs-Science-Fiction, die eigentlich nur eine These hat.
00:05:16: Oh Gott, das wird jetzt schlimm.
00:05:18: oder lass uns diese Utopie bauen.
00:05:20: Und das könnte man ja auch als Flugblatt oder Leitartikel schreiben.
00:05:22: Während ich bei dir immer in allen Büchern hier liegen ein paar für die, die es nur hören und nicht sehen, das Gefühl habe, dass du genau diesen Raum schaffen willst, dass Leute, die du noch nicht kennst, dir was erzählen und dir was zeigen und was sagen.
00:05:33: Ich fand zum Beispiel bei diesem Bot-Mädchen wahnsinnig interessant.
00:05:37: dass es an einer Stelle im Buch, da hast du mich fast reingelegt, habe ich gedacht, okay, es gibt eine große Angst von autoritären Leuten, gerade vor allem, was sie nicht kennen.
00:05:46: Es wird gesagt, in Städten sind Fremde, die sind anders, die sind strange, das sollen wir irgendwie begradigen, das Stadtbild soll homogen sein, wir sollen das verstehen.
00:05:56: Und dann gibt es eine Stelle im Buch, wo man denkt, ah, das sagt jetzt die Archimierer, also auch an der Stelle, nämlich... Diese Bots denken völlig Fremdes.
00:06:05: Und Maschinen denken völlig Fremdes, Aliensyndrom.
00:06:08: So kann man gar nicht mehr verstehen.
00:06:10: Und dann dachte ich, das ist ja eine langweilige These, dass es etwas völlig Fremdes gibt oder eine sehr alte, sagen wir so.
00:06:15: Lem hat das schon gemacht mit Solaris und dachte ich, jetzt fällt diese Erzählung doch zurück in so ein altes Muster.
00:06:21: Und dann kommt das Bordmädchen und beschwert sich über diese Thesen.
00:06:25: Das heißt, deine Antwort auf Behauptungen, Theorien, Besserwissereien, politische Absichten sind immer gelebte Leben.
00:06:32: von Leuten.
00:06:33: Wie machst du das, wenn es um ein gelebtes Leben und eine Erfahrung geht, die du gar nicht haben kannst, wie zum Beispiel, wie ist es, ein Bot zu sein?
00:06:40: Was machst du da?
00:06:42: Also es ist wie gesagt ein Zuhören, es ist ein Versuchen, annähern, genau zuzuhören und zu überlegen, wie kann ich andere Sachen finden, die vielleicht da hinkommen?
00:06:51: Wie kann ich sozusagen mich durch das, was ich kenne, dem annähern?
00:06:56: Also es ist, genau.
00:06:59: Ich habe den Eindruck, es geht oft darum, wie viele Eigenschaften können weg sein, die wir kennen.
00:07:04: Und es ist trotzdem noch etwas, mit dem wir reden können.
00:07:06: Also zum Beispiel Berufe.
00:07:08: Du hast bei diesen Figuren, ich möchte nochmal zu den Figuren, du hast Leute, die irgendwie in Kiosk betreiben.
00:07:12: Dann denkst du als Frankfurter natürlich, ja gut, das kenn ich nur wirklich, Wasserhäuser oder so.
00:07:17: Aber es ist eine ganz andere Art von Kiosk jetzt.
00:07:19: Und dann stirbt irgendwie so ein Straßenkind und das wird dann in dem Kiosk ein paar Tage gelagert und solche Sachen.
00:07:23: Also es ist schon eine andere Welt.
00:07:26: Und du hast Liebeskonstellationen, die sind aber auch nicht so, wie wir sie kennen.
00:07:30: Ist dieses Drehen an Sachen, die du kennst für dich sozusagen mehr ein Risiko oder mehr eine Befreiung von dem, dass es halt immer so ist, wie es immer ist im eigenen Leben?
00:07:41: Nee, also es ist für mich, also ich weiß nicht, wie es erklären soll, aber es ist sozusagen schon eine Immersion in eine andere Welt und ich suche wirklich auch das andere und das was... Das Unbekannte.
00:07:51: und dafür, finde ich, ist die Science-Fiction einfach das Genre, weil es uns mit diesen Sachen konfrontiert, die uns erst mal anders und fremd erscheinen, indem wir aber dann auch leben können.
00:08:00: Und für mich ist das ein langsamer Prozess beim Schreiben, immer tiefer in diese Welt reinzukommen und dann zu sehen, was passiert da und auch die Figuren manchmal zu befragen.
00:08:09: So passt das, passt das.
00:08:10: Und manchmal sagen sie eben, nee, das bin ich nicht.
00:08:13: Und dann muss ich weiter suchen, bis ich das gefunden habe, wo ich das Gefühl habe, das passt jetzt in diese spezielle Welt.
00:08:18: Und genau das ist auch mit der Sprache, dass ich da überlege.
00:08:20: Welche Sprachbilder brauche ich für diese Welt?
00:08:22: Das sind eben nicht die, die ich für die Jetztwelt brauche, sondern auch andere wieder.
00:08:25: Und auch da muss ich suchen, genauso viel investieren an Zeit, wie ist die Welt aufgebaut, wie ist die Psychologie dieser Figuren, die eben auch eine andere Psychologie haben als unsere, weil sie in einer anderen Welt aufgewachsen sind.
00:08:38: Das muss ich auch mal mit bedenken, dass sie eben nicht in unserer Gegenwart sozialisiert sind, sondern in diesem Frankfurt und deswegen Sachen auch anders sehen und darüber anders reden.
00:08:47: Weißt du, wie ein Buch ausgeht von dieser Art?
00:08:49: Weil diese Offenheit, über die wir reden gegenüber den Figuren, muss ja ihre Grenze da haben, dass du zumindest wissen musst, in zwei Jahren bin ich fertig oder in sechs Jahren bin ich fertig.
00:08:58: Und das legt immer enorme Strecken zurück, finde ich, deine Bücher.
00:09:01: Also in dem Ding zum Beispiel, wenn man es als Bild macht, eine Strecke von einem kleinen, nassen Hund im Wasser bis zu so einem Kühlraum am Ende, wo dann was ist, was man fast nicht mehr beschreiben kann mit Wörtern.
00:09:11: Das ist also schon eine sehr lange Strecke.
00:09:12: Und da hast du auch als Story eine Strecke, nämlich die gehen halt raus aus der Stadt.
00:09:17: Weißt du vorher, wie weit sie gehen, wo sie hingehen und was sie da finden?
00:09:21: Oder ist das auch was, was passiert?
00:09:23: Tatsächlich hast du da was getroffen, weil, dass sie aus der Stadt rausgehen, war nicht so geplant.
00:09:28: Es sollte ja in sozusagen über Frankfurt sein und dass diese Figuren jetzt plötzlich in diese Zone gehen.
00:09:33: Das war erst mal nicht so gewollt und es hat mich selbst auch irritiert.
00:09:37: beim Schreiben, aber ich versuche den Figuren immer viel Freiraum zu geben und auch dieser Welt, bis sie eben passt und bis sie in sich sozusagen stimmig ist in ihrer eigenen Fremdheit.
00:09:47: Und ich habe sozusagen eine Vision, wo ich hin möchte und wie ich das Buch sehe und wo es am Ende hinkommen soll.
00:09:54: Aber dazwischen gebe ich versuche ich viel Freiraum den Figuren zu ergeben.
00:09:59: So wie du das Predigen vermeidest, also diese Thesen einfach nur zu illustrieren, So habe ich das Gefühl, vermeidest du auch Klischeens, die das Genre halt hat.
00:10:07: Also zum Beispiel habe ich jetzt niemanden gefunden, der irgendwie der Schuft ist oder der Schurkel ist.
00:10:12: Du hast Leute, wo du dann sagst, oh, diese Eifersuchszene ist echt hässlich.
00:10:16: oder die Art, wie dieser Typ egal findet, was den anderen passiert, ist echt scheißlich.
00:10:20: Aber du bist noch nah genug dran, dass man denkt, dieser Miesling könnte jetzt auch ich selber sein.
00:10:25: Interessante Situation.
00:10:27: Ist das Absicht, dass du sozusagen keine gut-böse Verteilungen machst mit den Figuren?
00:10:32: Ja, das, ehrlich gesagt, passiert das, weil die Figuren mir so nahe kommen.
00:10:35: Und ich glaube, wenn uns gegenüber ein Mensch oder eine Person nahe kommt, dass wir irgendwann auch die anderen Seiten sehen und dass wir dann nicht mehr in dieses polarisierende, schwarz-weiß-denken kommen können.
00:10:47: Also ich glaube, je näher uns und mir sind die Figuren einfach sehr, sehr nahe.
00:10:50: Und selbst wenn ich davon ausgehe, das ist sozusagen eine Person, die viele negative Eigenschaften hat, die ich unangenehm finde.
00:10:56: kommt sie mir nahe und ich sehe dann noch andere Eigenschaften.
00:10:58: Und das ist auch eine Entwicklung, die ich auch nicht vorhersehen kann, wie sich da die Figuren entwickeln und mich dann weiter interessieren.
00:11:05: Der Prozess, wie das passiert, ist ja ein sprachlicher.
00:11:07: Das haben wir jetzt schon mehrfach gesagt.
00:11:10: Und ich finde toll, wie diese Reise, von der ich gesprochen habe, vom konkreten Zum abstrakten oder aus der Stadt raus oder so, ihre kleinen Stops hat.
00:11:19: Insofern ab und zu ein Satz steht, der so ein starkes Bild ist, dass du erst mal nicht mehr in der Story bist, dass du erst mal über den Satz nachdenkst.
00:11:24: Also ich hab mir ein paar notiert.
00:11:27: Als hätte Joff einen nervgetroffenen Flattert Feldmanns linkes Augenlied.
00:11:32: Du hast ein Gespräch zwischen zwei Leuten.
00:11:34: Und ja, Feldmann, okay.
00:11:36: So weit weg ist dann auch nicht.
00:11:39: Und dann kommt als nächstes Quantencomputing an der Stelle.
00:11:42: Das heißt, du hast eine körperliche Reaktion auf ein soziales Ding mit den beiden.
00:11:46: Also sie sagt was, das will er eigentlich nicht hören, dann flattert er, dann ist er zwischen zwei Zuständen und währenddessen ist der Computer auch in zwei Zuständen, denn Quantencomputer ist ja Schrödinger's Katze, einerseits das, andererseits das.
00:11:58: Und ich fand das irre wie in so einem kurzen Satz, das sind irgendwie acht Wörter, die Science-Fiction-Ebene der Quantencomputer, die soziale Ebene, was haben die Leute gerade miteinander?
00:12:08: und die Story wird weitergebracht und das Bild trifft das, flattern der Nerv und so weiter.
00:12:13: sitzt du an den setzen, wo ich dann hängen bleibe und denke, da möchte ich jetzt eine halbe Stunde irgendwie über den Sound grübeln und sitzt du da länger als anderen, würzt du da rein im Sinne von jetzt muss Pfeffer oder passieren die auch oder wie ist das?
00:12:27: Weil es ist wirklich eine seltene Balance von kostbare Sätze, nicht im Sinne von Erlesen und Getuhe und von oben runter, sondern sozusagen wirklich seltene Sätze in einer trotzdem immer weiterziehenden Geschichte.
00:12:40: Frage, wie geht das?
00:12:43: Ja, ich glaube, manche Sachen passieren auf jeden Fall, weil es sozusagen eher dieses Unbewusste sind.
00:12:48: Ich weiß, ich bin in dieser Welt und Sachen müssen stimmen.
00:12:51: Und das merke ich.
00:12:52: Also, es ist wie Musik, wenn man hört einen falschen Ton und etwas passt nicht und dann weiß ich, das stimmt etwas nicht.
00:12:57: Und ich lese auch laut gerne meine Texte um das
00:12:59: zu hören.
00:12:59: Ja, weil es ist sehr musikalisch.
00:13:01: Ja, genau.
00:13:01: Um diesen Flow zu hören, um den Rhythmus zu hören, um den Beat zu hören.
00:13:05: Und dann merke ich, das stimmt etwas nicht.
00:13:07: Genau, das Bild passt oder es passt nicht.
00:13:10: Also solche Sachen, das merke ich in dem Moment.
00:13:13: Und versuche es dann so gut wie möglich zu ändern.
00:13:18: Ja, das ist sehr bescheiden.
00:13:19: Also es klappt nämlich.
00:13:21: Ich habe gestern Abend noch mal alle Bücher, die ich habe, von dir angeguckt und die ersten six und dreißig Fragen bezogen sich eigentlich auf die älteren Bücher.
00:13:28: Die haben wir dann jetzt weggelassen.
00:13:30: Aber was mir aufgefallen ist, diese Sorgfalt im Detail bei gleichzeitig den Faden nicht loslassen.
00:13:36: Ich habe ein bisschen den Eindruck, dass dann Universum entsteht.
00:13:38: Und zwar nicht wie bei Marvel, beim Cinematic Universe oder den Comics, wo man sagt, was macht eigentlich diesmal Iron Man, sondern so ein thematisches Universum.
00:13:47: So ein Universum, das eine Frage nochmal behandelt, aber diesmal anders.
00:13:51: Und ich frage mich, wenn man sozusagen in so einer Verlagswelt lebt, wie wir ja heute leben, wenn wir Bücher schreiben, was die Messe auch ein bisschen zeigt, dass Leute jetzt nicht mehr fünfzig Jahre unbedingt sicher an einem Ort sind oder so.
00:14:03: Es gab bei so kann mal den Spruch wir verlegen, Autoren nicht Bücher.
00:14:06: Klar, versuchen das Leute, du hast auch schon Kontonitäten aufgebaut, das zweite Fischertorbuch und so.
00:14:12: Hast du eine Strategie dieses Universums sozusagen auszugestalten und zu beschützen und zu verteilen und zu wissen, egal was mir passiert?
00:14:21: Ich habe sozusagen, ich denke schon zwei Bücher weiter oder ich denke auch mal drei Bücher zurück.
00:14:26: Also mit Beschützen weiß ich jetzt gerade nicht, was du meinst.
00:14:28: Vorher,
00:14:29: dass es aus einem anderen Feld.
00:14:30: Also
00:14:31: dafür, dass du irgendwann merkst, oh, das habe ich doch schon mal gemacht
00:14:33: oder so.
00:14:34: Ne, also genau, so würde ich nicht denken.
00:14:36: Wie gesagt, es ist eher etwas Elastisches und es sind Themen, die mich immer wieder interessieren.
00:14:40: Aber jedes Mal bei jedem Buch habe ich auch eine neue Vision und ich suche einen neuen Rhythmus, eine neue Sprache, einen neuen Sound, das ist mir wichtig.
00:14:49: Und dadurch ergeben sich dann auch wieder neue Welten und neue Figurenkonstellation.
00:14:54: Und gleichzeitig weiß ich aber, dass mein Unterbewusstsein da immer mitspielt und dadurch Sachen immer wieder auftauchen wie in Träumen.
00:15:01: Dass Sachen sozusagen immer wieder verhandelt werden und sich dadurch dann auch Querverbindungen geben.
00:15:06: Manchmal mache ich sie auch bewusst, wie bei Neurobison, Neon Grau, dass die auch wirklich miteinander verkettert sind.
00:15:12: Aber ansonsten sind das unbewusste Sachen, die einfach auftauchen werden und die auch vollkommen okay sind.
00:15:17: Ich glaube, es ist halt auch oft Musik bei Neon Grau zum Beispiel schon der Titel.
00:15:21: Neon spielt ja auch in dem Frankfurt Buch an zwei, drei Stellen eine Rolle.
00:15:24: Und in Wirklichkeit ist es ja so, dass seit zwei achtzehn selbst Hongkong das Neon abbaut und durch LED ersetzt.
00:15:29: Deswegen die letzte Frage, glaube ich, zu Technik.
00:15:32: Kannst du ein bisschen was über deinen Background erzählen?
00:15:34: Man merkt halt, dass sozusagen der poetische Zugang zu... Zu dem, was um Frankfurt rum ist, diese etwas verwüstete Gebiet, was so ein Landschaftsschildern ist, dass man sehr drin ist, dass man das fast riecht.
00:15:45: Und gleichzeitig hast du keine Berührungsangst, auch technikpoetisch zu behandeln.
00:15:49: Auch zu sagen, Neon ist auch ein ästhetischer Wert, selbst wenn man sagt, das wird jetzt abgeschafft oder so.
00:15:53: Kannst du erzählen, weiß ich nicht, Gaming, Internet, Digital Native, kannst du erzählen, wie die Brücke für dich ist, von Technikleben zu schreiben?
00:16:03: Mein Background war so eine Gaming-Forschung, das habe ich gemacht.
00:16:06: Gaming ist sehr nah für mich und Mediennutzung.
00:16:10: Ich gehe immer von einem sehr optimistischen, dass Leute auch etwas Widerspänziges machen mit Technologie, dass sie sich aneignen, dass sie auch etwas Künstlerisches machen, dass es aber auch zu Gemeinschaften führt.
00:16:20: Also das zum Beispiel wie Fan-Communities, die Texte umschreiben oder auch im Gaming Widerspänzige Sachen gemacht werden, die gegen Regeln verstoßen.
00:16:28: Ich habe da schon so eine spezielle Verbindung zur Technologie.
00:16:32: dass Menschen damit machen und wie sie sich auch damit in Beziehung setzen und was wiederum auch Beziehungen neu konfiguriert oder auch wieder verändert.
00:16:41: Das heißt, ich sehe Technologie da im Doing, in der Praxis.
00:16:46: Und das interessiert mich dann auch beim Schreiben.
00:16:49: Was machen Leute eigentlich mit diesen neuen Technologien?
00:16:51: Und was machen sie auch... Und miteinander
00:16:53: dadurch.
00:16:53: Genau.
00:16:54: Ich glaube, eine Frage können wir noch, weil das war jetzt so fast schon drin, das Wort Politik.
00:17:01: Man merkt, dass schon die Absicht ist, dass es vielleicht nicht so werden soll, wie sich das Mark Zuckerberg vorstellt.
00:17:08: Aber man weiß gleichzeitig, wenn nicht gepredigt wird, und das ist in deinen Büchern so, dass es nicht ein dünner, flacher Zugang ist zu, das jetzt ein politisches Gleichnis oder so.
00:17:19: Wie siehst du deine Rolle, als jemand, als ein Mensch der Geschichten erzählt, in diesem Feld, das eben sehr gestritten wird und gekämpft wird, was du sagst bei Gaming oder bei Technik, dass die Leute verschiedene Gebrauchsweisen sich ausdenken?
00:17:31: Was glaubst du, kannst du mit so einem Buch beitragen, ändern, querstellen und so weiter?
00:17:40: Ja, ich glaube, was mir wichtig ist, ist einfach, dass bei Science-Fiction und Zukunft, dass wir da über Mehrzahl reden und dass wir genau für mich als Lesen und als Schreiben der Person einfach wichtig ist, dass hier so eine, dass viele Perspektiven abgebildet sind, also dass bei dem Buch ja auch sehr, sehr stark dann das wirklich viele Perspektiven zusammenkommen und das mich auch wiederum an der Stadt interessiert, die ja so eine Art... im Sinne von Ursula Kay Le Guin eine Tragetasche ist, die einfach zusammenbringt, was nicht zusammengehört, also auch widerstrebende gegensätzliche Perspektiven zusammenbringt.
00:18:12: Und das interessiert mich eben auch an Zukunftsentwürfen, die nicht nur in Einrichtung gehen, sondern die versuchen in sich drin, auch dieses widerspenstige und komplexe zu zeigen.
00:18:22: Und das ist für mich auch politisch, weil ich mich natürlich schon interessiere, wenn wir über Zukunft sprechen, wer ist in unseren Zukunften drin und wer nicht, wer fehlt, wo sind die Lehrstellen?
00:18:32: Und das ist mir eben Wichtig, als da sehe ich, das politische Drang zu sagen.
00:18:38: Da sind viele vielfältige, widersprechende Stimmen, die ich auch in der Zukunft sehen möchte.
00:18:44: Vielen Dank.
00:18:45: Ich glaube, wir sind sehr schnell durch das Buch durchgelaufen.
00:18:48: Es ist uns gelungen, zu zeigen, dass da so viel mehr drin ist, als das, worüber wir reden könnten, dass die Leute dahin müssen in das Buch.
00:18:54: Danke.
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